Rede zur Fortführung der SprottenFlotte:

Stefanie Schulte, Co-Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Ratsversammlung 23.07.2025

wir stimmen heute über die Zukunft eines Mobilitätsangebots ab, das sich längst etabliert hat – und das von vielen Menschen in unserer Stadt geschätzt und genutzt wird.

Uns wurde in den Debatten des Umweltausschusses und des HaWiFi vorgeworfen, wir Grüne würden dieses Thema ideologisch behandeln. Ich möchte dazu vorwegnehmen, dass das Fahrrad nicht unsere Erfindung ist, es ist deutlich älter als unsere Partei. Dass Fahrradfahren gesund, klimafreundlich und eine sinnvolle Alternative zum motorisierten Individualverkehr ist, ist keine ideologische Behauptung – es ist längst gesellschaftlicher Konsens.

Gleichzeitig wurde uns unterstellt, wir seien nicht an der Haushaltskonsolidierung interessiert. Auch das weisen wir entschieden zurück.

  • Wir arbeiten intensiv an einer wirtschaftlichen Konzeption für unser Schulzentrum mit, haben uns für eine auch wirtschaftlich nachhaltige Weiternutzung des Bestandes eingesetzt und fordern aktuell eine nochmalige kritische Überprüfung des Entwurfs und Kostenstands.
  • Wir sind es auch, die bei anderen Projekten nicht vorschnell kostenintensive Neubauten als einzige Lösung sehen.
  • Wir haben per Antrag eine Minimal-Ausbauvariante des Ratskellers eingefordert und plädieren nicht für Maximalvarianten – auch das ist verantwortungsvolles Haushalten.
  • Wir fordern, den tatsächlichen Parkraumbedarf sorgfältig zu prüfen, bevor kostspielige Parkhäuser geplant werden.
  • Wir setzen auf Innenentwicklung und Nachverdichtung statt Flächenverbrauch am Stadtrand, um vorhandene Infrastrukturen effizient zu nutzen und damit einen wirtschaftlicheren Wohnungsbau und leistbare Mieten überhaupt möglich zu machen.

Das ist haushaltspolitische Verantwortung! Aber eben eine, die langfristig denkt, statt kurzfristig zu kürzen – eine, die auf eine ganzheitliche Stadtentwicklung setzt und in Größenordnungen agiert, die wirkliches Einsparpotential ohne Doppelmoral und zweierlei Maß bieten! Und dazu gehört aus unserer Sicht auch das Mobilitätsangebot SprottenFlotte – sozial, ökologisch und ökonomisch sinnvoll.

Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Die Nachfrage ist vorhanden – und sie wächst. In Eckernförde wurden im letzten Jahr knapp 26.000 Fahrten mit der SprottenFlotte gemacht – ein Anstieg von über 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und es sind nicht nur Tourist:innen – im Gegenteil, ein Blick zu verschiedenen Tageszeiten auf die Donkey-Republic App zeigt anschaulich: Die Fahrten führen vom und zum Bahnhof, zu Schulen, Sporteinrichtungen und Arbeitsstätten. Das ist Mobilität für Bürgerinnen und Bürger im Alltag.

Trotzdem stehen wir heute vor der Entscheidung, das Angebot und damit die Attraktivität zu halbieren. Das ist angesichts der überschaubaren Summe von 45.000€ (im Übrigen knapp 2€ pro Kopf und Jahr) kein zukunftsgewandter Blick auf den Haushalt, das ist ein Rückschritt. Und es ist fahrlässig – besonders mit Blick auf unsere gemeinsamen Ziele:

  • Wir alle haben die Verkehrswende mehr oder weniger in unseren Wahlprogrammen fixiert.
  • Wir alle wollen, dass weniger Autos in die Innenstadt fahren. Hierfür braucht es aber neben einem verbesserten ÖPNV auch andere niedrigschwellige Alternativen der Erreichbarkeit…
  • Wir wünschen uns, dass mehr Gäste mit der Bahn anreisen – aber das tun sie nur, wenn sie am Zielort Mobilitätsalternativen vorfinden. Die SprottenFlotte ist ein wesentlicher Baustein dafür.

Auf Nachfrage bei der KielRegion liegt uns schriftlich vor, dass wir zwar heute die Variante 3 bewilligen können. Allerdings sind die Beschlussvorlage und auch die Ergebnisse der Beratungen und die Empfehlung unserer Mobilitätsmanagerin insofern fehlerhaft, als dass der Wunsch nach Erhaltung aller Stationen trotz Reduzierung der Räder nicht umsetzbar ist.

Das liegt an vertraglichen Rahmenbedingungen mit DonkeyRepublic, wonach es Mindeststandards gibt, sodass einige Stationen zwingend zurückgebaut werden müssen. Die Aussage der Verwaltung, dass die Stadt auf den Rückbaukosten sitzen bleibt führt also dazu, dass wir von den gesparten 45.000€ einen Teil für den Rückbau ausgeben, anstatt ein besseres Angebot zu erhalten.

Die KielRegion bestätigt des Weiteren, dass ein Einbruch der Akzeptanz nicht wie in der Presse dargestellt allein auf die Preisanpassung zu schieben sein wird. Es wird einen geringen Rückgang der Ausleihen durch den Wegfall der kostenfreien Zeit geben, allerdings wird dieser erfahrungsgemäß stagnieren. Ein wesentlich größerer Rückgang wird allerdings durch das geringere Angebot erfolgen, womit wir den Erfolg des Projektes wissentlich beschädigen werden.

Ich komme zum Schluss aber ich möchte noch diejenigen ansprechen, die uns nach den Ausschusssitzungen und in den letzten Tagen gesagt haben: „Eigentlich finde ich das Projekt gut. Eigentlich würde ich es gern weiter unterstützen.“

Wir bitten euch: Trefft die sinnvollere Entscheidung. Fraktionsdisziplin ist kein Selbstzweck.
Stimmt für eine moderne, gerechte und nachhaltige Mobilität, für den vollständigen Erhalt der SprottenFlotte für zumindest die kommenden 2 Jahre. Wir Grünen werden für die Variante 1 – Vollständiger Erhalt der Sprottenflotte – votieren.

Vielen Dank.